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Vitrinen

Die Ausstellung Medienapokalypsen im Sommersemester 2018 behandelte zahlreiche Themenfelder, die in den Vitrinen der Universitätsbibliothek betrachtet und erkundet werden können. Die hier aufgeführte Themengalerie gibt Einblicke in die ausgestellten Vitrinen und ihr Enthüllungsdatum.



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Bild: Büste Homers, hellenistisch, 2. Jahrhundert n. Chr. | Quelle: www.wikipedia.org | Rechte: Public Domain

Homer

Homer ist als Vater der Dichtung bezeichnet worden. In vielen Nacherzählungen der europäischen Mediengeschichte tritt er damit zugleich als Vater der Medialität auf. Und dies nicht so sehr, weil keine ältere Quellen existierten, sondern weil er bereits in der Antike Gegenstand fortlaufender Erzählungen vom Medienwandel war.

Homer, so stellen wir uns vor, hat gesungen: Ein Rhapsode. Seine Gesänge vom Krieg um Troja und von der Irrfahrt des Odysseus wurden von anderen Sängern wiederholt, ausgebaut und variiert. Schließlich wurden sie schriftlich zusammengefasst. In der neuen Form bewahren sie die Mündlichkeit als Remediation, als nachträgliche Inszenierung einer früheren Medialität: Die Erzählerstimme, die schriftlich notiert ist, kann man nachsingen; die ausführlichen und lebendigen Dialoge und Monologe, die Homer seinen Figuren in den Mund legt, inspirieren dazu, sie nachzuspielen.

Unsere ältesten Quellen besitzen Homer also bereits nicht anders denn in der Form seiner medialen Verwandlung. Der flüchtige mündliche Vortrag wird beschrieben, der Text notiert. Wer Homer war – ein Sänger, ein Sammler, ein Herausgeber – verschwindet hinter der Serie an Transformationen. In dieser Serie wandern die Übersetzungen und Nachdichtungen Homers durch die Mediengeschichte: von den ersten Rhapsoden über Inszenierungen, Nacherzählungen, Bilder und Skulpturen, Hörspiele, Filme und Fernsehproduktionen bis zu den jüngsten Computerspielen. Denn Homer ist nicht totzukriegen. In der Vision dieser Unsterblichkeit trifft sich die Hoffnung auf die Bewahrung Homers mit der Angst, dass der flüchtige mündliche Gesang der ersten Stunde nie wieder einzuholen ist.



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Bild: Francesco Hayez: Odysseus am Hofe des Alkinoos, ca. 1814 | Quelle: www.wikimedia.org | Rechte: Public Domain

Mündlichkeit

Was in jenem medialen Wandel geschehen ist, als Sprache entstand, wissen wir nicht. Wohl aber kennen wir den Reichtum der mündlichen Formen, die sich nicht im Augenblick des Vortrags erschöpfen, sondern auch Inhalte über Generationen hinweg bewahren: in den gelernten, variierten und wiederholten mündlichen Vorträgen, in der individuellen und kollektiven Erinnerung. Von den Auftritten der Rhapsod*innen, der Lyriker*innen und Redner*innen wissen wir aus Beschreibungen, bildlichen Darstellungen und aus schriftlichen Zeugnissen.

Letztere verhandeln immer wieder neu, wie sie sich zur vorausgegangenen Mündlichkeit verhalten: Als deren Vorlage oder Nachschrift, als deren Bewahrung oder Verwandlung. Aber auch die mündliche Überlieferung, die etwa in Formen der so genannten oral poetry Texte über Generationen hinweg nicht so sehr konserviert als in ständiger Variation lebendig hält, zeigt eine ebenso lange und vielfältige Geschichte, zu der die Dichtungen Homers nicht weniger gehören als die orale Literatur der Mongolen im Osten der heutigen Volksrepublik China.

Aus dem Blickwinkel unserer Schriftkultur droht die Tatsache der mündlichen Überlieferung und der mündlichen Performanz bisweilen unsichtbar oder unverständlich zu werden. Mit der Hoffnung auf die Bewahrung flüchtiger Stimmen sind auch hier Ängste verbunden: Schon Platon etwa traut der, wie er sagt, magnetischen Stimme des Rhapsoden nicht, die seine Zuhörer*innen wie hilflose Gegenstände anzieht und bewegt. Was das mit dem Publikum macht, ist Platon ebenso verdächtig, wie dass der Sänger in fremder Stimme, in Rollen redet. Der unheimlichen Widerkehr der wirkungsmächtigen, fremden Stimme stehen vielfältige Versuche gegenüber, die einmal mündlich vorgetragene Form zu verschriftlichen oder im Ton aufzuzeichnen, um sie zu bewahren: So bis in die aktuelle Forschung zur Mündlichkeit.



Bild: Ähyptische Grabstele, 22. Dynastie. Foto von Guillaume Blanchard, Juli 2004 | Quelle: www.wikimedia.org | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Verschriftlichung

Anders als zur Erfindung der Sprache haben wir von der Verschriftlichung der Kultur reiche Zeugnisse. Sie zeigen, dass die Einführung der Schrift kein einmaliges Ereignis ist. Verschriftlichung findet vielmehr immer wieder von neuem statt: Ein Handel, der zuvor mündlich betrieben wurde, wird erstmals verbindlich aufgeschrieben. Schriftzeichen, die zuvor kultisch verwendet wurden, werden einer breiten Verwendung geöffnet. Eine soziale Klasse, die zuvor nicht lesen und schreiben konnte, wird alphabetisiert. Eine Person, die noch nicht schreiben kann, lernt es.

Der mediale Wandel im Moment der Verschriftlichung besteht aus vielen unterschiedlichen Transformationen. Schrift diszipliniert, ermächtigt, übermittelt, und bewahrt. Schrift muss erlernt werden und formt die Sprache derjenigen, die zu schreiben beginnen. Schrift erlaubt es, über weite Strecken und über Generationen hinweg zu kommunizieren: Die Stimmen von Abwesenden und längst Verstorbenen können heute und hier wieder gelesen und vorgelesen werden. In der Kommentarkultur können sie indessen immer wieder neu interpretiert werden: Wer seine Gedanken schriftlich festhält, befürchtet wiederum bereits Platon, kann sich gegen Fehlinterpretationen nicht wehren. Zudem droht, wer liest, Erinnerung mit Erkenntnis zu verwechseln.

Indem Schrift Sprache notiert, ergänzt und ersetzt, wird sie zum Konkurrenten der Sprache und zugleich zu ihrem Retter: Was einmal gesprochen wurde, kann in der Schrift erhalten bleiben, so die Hoffnung – verbunden mit der Befürchtung, dass die Mündlichkeit darunter begraben bleibt.



Bild: Um tipografia do século XV (1568) de Jost Amman. Historical Profession | www.wikimedia.org | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Buchdruck

Die Vitrine zum Buchdruck wagt einen Blick in das Zeitalter der Erfindung der beweglichen Lettern, das wir heute oftmals als Wegmarker der Moderne und Wendepunkt (medien)kulturellen Wandels verstehen. Sprechen wir heute vom Buchdruck, denken wir an den Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg, der im 15. Jahrhundert eine alte Weinpresse umfunktioniert und ein Handgießgerät für einzeln setzbare Buchstaben erfindet – jedenfalls für Europa: In Asien werden bereits im 9. Jahrhundert Drucktechniken eingesetzt.

Aus heutiger Perspektive erfassen wir den Buchdruck nicht nur als Medientechnik-, sondern als Kommunikationsrevolution: So werden Texte massenweise reproduzierbar. Statt aufwendig verfasster Handschriften und materialintensiver Blockdrucke können nun kostengünstige Drucke hergestellt werden, die in hoher Auflage in der Bevölkerung zirkulieren. Mit dem Buchdruck verknüpfen sich pädagogische wie theologische Hoffnungen auf die Verbreitung von Weisheit und Wissen, Religiosität und Rechtglauben: Die Bibel wird in hohen Auflagen reproduziert, erste volkssprachige Bücher werden gedruckt.

Parallel zu hoffnungsfrohen medialen Visionen entstehen auch Diskurse um die Gefahren und Pathologien der neuen Medientechnik und ihren Einfluss auf öffentliche Meinungsbildung. Da die massenhafte, nun vom Markt gesteuerte Textproduktion nicht mehr plan- und kontrollierbar ist, droht Widerständigkeit - und ruft neue Zensoren auf den Plan. Die Rede vom Überfluss der Bücher, von der Verdrängung alter Schriftformen und möglichem Missbrauch des neuen Kanals skizziert die Grundlinien einer Diskussion, die sich seither für alle Massenmedien wiederholt.



Bild: Digitale Reproduktion aus Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, theologische Sammelhandschrift, ripuar. : Ms. germ. qu. 1261, 302r. | Quelle: digital.staatsbibliothek-berlin | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Textkritik I: Eckhart

Die Vitrine Textkritik zeigt die Verschränkung der Hoffnung auf Überlieferung und der Angst vor Zensur und Vergessen. Sie führt uns zurück ins Köln des 14. Jahrhunderts. Hier hält der Theologe und Philosoph Meister Eckhart von 1324 bis 1326 mehrere einflussreiche Predigten, unter anderem im Zisterzienserinnenkloster in der Altstadt, wo heute die Gebäude des Westdeutschen Rundfunks stehen.

Doch in Köln trifft Eckhart nicht nur auf Zustimmung – die Rezeptionsgeschichte der Predigten des Dominikanermönchs lässt sich anhand verschiedener historischer Dokumente vom Mittelalter bis heute verfolgen. So stehen neben handschriftlichen Fixierungen in Volkssprache auch lateinische Prozessdokumente, in denen die Inquisitoren mehrere Lehrsätze Eckharts aus dessen deutschen Predigten als „als überaus übel klingend und sehr kühn und der Häresie verdächtig“ verurteilten.

Doch mit dieser Zensur haben die Ankläger immerhin die Authentizität einiger mündlichen Reden von Meister Eckhart gesichert, welche zumeist in Handschriften nur anonym überlieferten wurden. So haben sie, ironischerweise, zu ihrer Rettung beigetragen. Denn die Anklage- und Rechtfertigungsschriften lieferten der modernen Forschung eine Sonde für die Bezeugung der Autorschaft von Eckharts Predigten – und somit die entscheidende Grundlage für eine kritische Edition, auf die in dieser Vitrine ebenfalls ein Blick geworfen wird.



Quelle: Averroes Edition | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Textkritik II: Averroes

Welcher ist der Text, den der Autor geschrieben hat? Welche Textfassung ist ursprünglich, welche letzter Hand? Ja, ist dieser Text überhaupt von diesem Autor? Diese Fragen stellen sich nicht erst im Zeitalter von fake news. Texte wurden zu allen Zeiten – autorisiert und unautorisiert – bearbeitet und (zumeist unbeabsichtigt) fehlerhaft überliefert.

Die Textkritik versucht die oftmals komplexe und verschachtelte Überlieferung eines Textes, die sich mitunter über Jahrhunderte, ja Jahrtausende erstrecken kann, zu rekonstruieren. Je weiter wir zurückschreiten, desto häufiger fehlt zudem ein Autograph, d.h. ein Manuskript aus der Hand des Autors. Aus den verschiedenen Textzeugen muss dann die Textgeschichte rekonstruiert und durch den Vergleich der Varianten die Textfassung gewonnen werden, die uns den Text des Autors, aber auch die wichtigen Überlieferungsstationen wiedergibt: So etwa im Fall der Kommentare des 1126 in Cordoba geborenen arabischsprachigen muslimischen Rechtsgelehrten und Arztes Ibn Rušd oder Averroes zu den Schriften des Aristoteles. Sie werden aus dem Arabischen in das Hebräische und in das Lateinische übersetzt, leben in der neuen Sprache weiter und entfalten manchmal erst dort – wie an den neu gegründeten Universitäten – ihre größte Wirkung.

Textkritik dokumentiert die Geschichte eines Textes einschließlich seiner Mediengeschichte und legt stets die Gründe dar, die für eine bestimmte Rekonstruktion des Textes sprechen.



Bild: Bundestag. Foto von Andreas Praefcke | Quelle: www.wikipedia.org | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Hoffnungen und Ängste

In sechs bunt gemischten Schlaglichtern vom Theater bis zum Tweet und von Lessing bis Tom & Jerry spiegelt dieser Teil der Ausstellung typische Momente der Angst und Hoffnung zu einem medialen Wandel: Lässt sich der Mensch durch Medien ändern? Kann er sich gegen Medien wehren? Was kann man einem Publikum, einer Öffentlichkeit zutrauen, anvertrauen, oder zumuten? Führt die Massenmedialität in eine stärkere Demokratie oder in den Populismus?

‚Apokalypsen‘ erweisen sich dabei als Verdichtung vielfältiger Erwartungen und Befürchtungen. Ihnen allen ist gemein, dass die Bedingungen, unter denen Menschen leben, überhaupt als wandelbar gedacht werden. Indem man die Medien ändert, so die Vorstellung, verändert man auch die Menschheit, zum besseren oder zum schlechteren. Das ist zunächst ein befreiender Gedanke: Es war nicht schon immer so, wie es jetzt ist, und also muss es auch nicht immer so sein. Dieselbe Freiheit besteht auch gegenüber dem medialen Wandel: Technische Medieninnovationen erzwingen keine bestimmte Gesellschaft und keine bestimmte Lebensweise.

Diese Freiheit und die damit verbundene Verantwortung betrifft das Individuum, ebenso aber die Gesellschaft als Ganzes. Die parlamentarische Demokratie ist nach einer Form der Kommunikation, dem öffentlichen Gespräch, benannt. Die Angst vor dem Populismus und die Hoffnung auf die Demokratie begleitet also die politische Entwicklung nicht nur: Vielmehr betrifft die mediale Innovation, die Verhandlung von Macht im Gespräch und durch die Form des gewählten Gesprächs, wesentlich die Frage nach dem Fundament des Staats.



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Bild: Cover Amazing Stories (1927) | Rechte: Public Domain

Apokalypsen und Visionen

Apokalypse heißt Offenbarung und Weltuntergang zugleich. Seit der Offenbarung des Johannes ist das Wort mit der Angst ebenso wie mit der Hoffnung nach einer Umwälzung verbunden, die die gesamte Ordnung der Welt verändert. Die Visionen, die Johannes erfährt, stehen damit auch in einer Tradition der Vision von einer medial veränderten Zukunft: dem Versuch, visionär zu erkennen, was noch nicht ist, aber einmal sein wird. In der amerikanischen Golden Age Science Fiction wird die Prophetie so erneut mit der Begeisterung für neue Medien verbunden. Der auffallende Optimismus der so genannten Pulp-Science Fiction verbindet die Erfahrung, dass sich die Welt im frühen 20. Jahrhundert rasant und radikal ändert, mit einer doppelten Hoffnung: Auf die Vorhersagbarkeit und auf die Gutartigkeit dieses Wandels, die beide mit der medialen und technischen Innovation verbunden sind.

Der Romanautor und Medienwissenschaftler Umberto Eco hat deshalb seine Antwort auf die Medienkritik seiner Zeitgenossen Apokalyptiker und Integrierte genannt. Auch diese Deutung steht Pate für unsere Ausstellung. Den Apokalyptikern, die 1964 vor der neuen Massenmedialität warnen, stehen bei Eco die Integrierten gegenüber, die sie in ihr Leben integrieren und sich zugleich in die neue Ordnung einfügen. Es fällt auf, dass hier von Hoffnung keine Rede mehr ist: neue Medien stoßen auf Ablehnung – oder auf passive und kritiklose Annahme. Aber Eco kritisiert die apokalyptischen Warner: Sie missverstehen den medialen Wandel; und dies nicht etwa deshalb, weil er keine Gefahren birgt, sondern weil ihre Zurückhaltung und Passivität die größte Gefahr darstellt.



Bild: Relation: Aller Fuernemmen und gedenckwuerdigen Historien: so sich hin und wider in Hoch- und Nieder-Teutschland, auch in ... verlauffen und zutragen möchte — 1609 , S. 1r. | Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Zeitungen

Das Zeitalter der gedruckten Zeitung wurde fast lautlos eingeläutet und bildete einen nahtlosen Übergang von den schon vorher verbreiteten geschriebenen Zeitungen, die nun mit der Erfindung des Buchdrucks in größerer Stückzahl hergestellt und verbreitet werden konnten. Die ältesten gedruckten Zeitungen, wie wir sie kennen, gehen auf das Jahr 1605 zurück. Bis heute bleibt die Zeitung in ihren Kernmerkmalen unverändert: Periodizität, Aktualität, Universalität und Publizität. Sie zeichnet sich somit durch ihre Regelmäßigkeit, ihren Neuigkeitsbezug, die thematische Vielfalt und die allgemeine Zugänglichkeit aus. Eine wesentliche Neuerung der gedruckten Zeitung als Medium ist ein neues Verständnis von Öffentlichkeit. Während die geschriebene Zeitung noch für ein privates Publikum bestimmt war und dem Austausch von privaten und handelsinternen Nachrichten galt, waren die Nachrichten in der gedruckten Zeitung bereits zu Beginn für jeden bestimmt, der sich diese leisten konnte.

Die Besucher*innen bekommen einen Einblick in die Welt der Zeitung von ihren Anfängen bis heute. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf das 16./17., 18., 20. und 21. Jahrhundert gelegt. Schwerpunkte liegen hierbei auf den neuen Möglichkeiten aber auch Konflikten, die mit der Produktion und Rezeption von Zeitungen einhergingen und -gehen. Es wird sich der Frage genähert, mit welchen Hoffnungen und Ängsten die Menschen der jeweiligen Zeit konfrontiert wurden und inwiefern sich dies im Laufe der Zeit verändert hat. Der begleitende Audioguide bietet ein zusätzliches Angebot, welches die Besucher*innen in die geschichtliche Entwicklung der Zeitung und ihrer Vorgänger einführt. Außerdem werden Informationen rund um Innovationen in Bezug auf Technik, Rezeption und Praktiken bereitgestellt.

Die Besucher*innen dürfen sich auf Abbildungen von handschriftlichen Fuggerzeitungen, so- wie von ersten gedruckten periodischen Zeitungen des 16. und 17. Jahrhunderts freuen. Weiterhin liegt eine historische Kinder- und Jugendzeitschrift des 18. Jahrhunderts aus, die durch ihren Bezug zu einem jungen Publikum damals nicht nur ein neues Verständnis von Öffentlichkeit, sondern auch von Adressierung aufwies. Aus dem 20. Jahrhundert ist eine Propagandazeitung aus der Epoche des Dritten Reiches einzusehen, die heute als bezeichnend für den möglichen Einfluss von Zeitungen gilt. Als kleine Besonderheit wird eine aktuelle Tageszeitung ausgestellt, die die Zeitungen des 21. Jahrhunderts repräsentiert und einen Vergleich zu den Nachrichtenblättern voriger Jahrhunderte deutlich machen.

 

Vitrine von Julius Dielen, Christina Fischer, Noëlle Rensing und Alina Schnabel.



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Rechte: Public Domain

Musik

Schon in der Antike begann man, sie als Noten zu verschriftlichen, Edison schließlich gelang es, ihren Klang technisch zu konservieren, heute kann man sie praktisch immer und überall hören: die Musik. So groß die mit der Schallaufzeichnung verbundenen Hoffnungen waren, so groß waren auch die an sie geknüpften Ängste: Würde sie zum Untergang der Live-Musik führen? Würde die nur im Moment der Darbietung existente Aura der Musik an Bedeutung verlieren?

Heute wissen wir, dass sich solch dunkle Prophezeiungen nicht verwirklicht haben. Dennoch haben technische Revolutionen des Mediums Musik immer wieder Anlass zur Diskussion gegeben. Als besonders einschneidend erweisen sich die ersten mechanischen Aufnahmemedien, die elektromagnetische Tonaufzeichnung und schließlich die Digitalisierung der Musik und die elektronische Klangerzeugung. Zu einer Reise durch diese Etappen der Musikgeschichte möchten wir Sie in der Vitrine „Musik“ herzlich einladen.

 

Vitrine von Katrin Henn, Daniel Marx, Johannes Polotzek und Anna-Lu Rausch.



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Bild: Yellow Kid Ballon | Quelle: www.cartooms.osu | Rechte: Public Domain

Comics

Comics sind in den USA der 1890er Jahre entstanden, um den Verkauf von Zeitungen zu steigern. Durch das „Vereinfachen“ des Lesens standen sie sehr lange im Ruf, „Schundliteratur“ zu sein. Durch Zensur und Verbote sollten Kinder und Jugendliche vor den Gefahren, die angeblich von ihnen ausgingen, geschützt werden. In den 50er-60er Jahren des 20. Jahrhundert wurden sie Teil der Pop-Kultur.
In der Vitrine reißen Comic-Figuren aus verschiedenen Epochen in einer 2,5D-Erzählung sowohl die Geschichte des Comics als auch die der Zensur an. Exponate und Texte vertiefen dies und zeigen nicht nur Zensur bzw. Verbote, sondern auch die didaktischen Möglichkeiten, die von diesem Medium ausgehen.
Beispiel für Exponate, die zu den Themen gezeigt werden:

• „Der kleine Sheriff“: Das erste Printmedium, das gleichzeitig auch das erste Comic ist, das in der BRD 1954 von der neugeschaffenen „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ indiziert wurde.

• „Death talk about life“: Wie der populäre US-Comic-Verlag DC (Superman, Batman etc.) in einer Geschichte von 1993 HIV-Prävention betrieb.

•„The Importance of Being Earnest“: ein Beispiel, wie digitale Comics vom Distributor verändert bzw. verfremdet werden, damit sie moralisch in das Weltbild jedes potenziellen Käufers passen; und wie dabei die „Kunst“ auf der Strecke bleibt (Apple iTunes-Store und Tom Bouden).

 

Vitrine von Richard Müller und Eberhard Wehrle.



Bild: Manuel Capdevila: Cinematographe Camera mode projection | Quelle: www.wikimedia.org | Rechte:CC BY-SA 3.0

Film

In seiner langen Geschichte wurde der Film immer wieder erneuert, verändert und technisch modifiziert. An der Wende zum 20ten Jahrhundert begeisterte der Cinématograph die Massen. Filme zogen die Menschen ins Kino, heute tragen wir das Kino in der Hosentasche. Das Smartphone-Display ermöglicht uns den unbegrenzten Filmkonsum zu jeder Zeit, an jedem Ort.
Im Rahmen unserer Vitrine führen wir die Entstehung und den Wandel des Mediums Film vor und zeigen dabei die Zusammenhänge zwischen dem Medium als Kunstform, der Wirtschaft und der Politik auf. Mittels eines chronologischen Durchlaufs durch die Kinogeschichte in Köln spiegeln wir die Hoffnungen und Ängste der Kölner Gesellschaft im Umgang mit dem neuen Medium wider. Neben der Ausstellung von technischen Zeichnungen des Cinematographen zeigen wir Ihnen das Remake des Films L'Arrivée d'un train von den Lumière Brüdern.

Bei der Premiere des Films im Jahr 1896 in Paris soll Panik bei den Zuschauern ausgebrochen sein. Die bewegten Bilder schockierten ihr Publikum, hieß es. Nur knapp vier Monate danach erobert die Sensation Köln. Wie in Paris, läutete der Cinématograph an diesem Tag auch hier die Film- und Kinogeschichte der Stadt ein.
Doch wie waren die tatsächlichen Reaktionen des Kölner Publikums auf das neue Medium und wie wurden Film und Kino reflektiert? Anhand historischer Exponate visualisieren wir den gesellschaftlichen und politischen Wandel des Films in Köln und wollen darüber hinaus die technische Entwicklung der lebenden Bilder vorstellen. Ob im Kino, im Fernsehen, auf DVD oder im Stream, heute hat der Film viele Heimaten. Aber wissen Sie über die Entstehung des Films Bescheid?

 

Vitrine von Ioulia Aslanidou, Nika Grogorian, Nadine Kleinken, Maximilian Kloppert, Elina Seewald und Anna Sophie Totz.



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Bild: Ibrahim Tuna | Rechte: CC-BY-SA 3.0

Rundfunk

Rundfunk als Verdrängungsgeschichte?

Wenn neue Medien den Status eines Massenmediums erreichen, werden Hoffnungen und Ängste im Diskurs präsent. Eine Angst, die immer wieder aufkommt, ist die Verdrängung des Alten durch das Neue. So auch im Rundfunk bei der Verdrängung des Radios durch den Fernseher. Ein Spiegel für die Sorgen und Ängste der Rezipienten ist das Lied Video Killed the Radio Star von The Buggles (1979). Zum einen greifen Titel und Text des Liedes das Thema der Verdrängung direkt auf. Zum anderen startete der TV-Sender MTV in den USA 1981 sein Programm, indem er dieses Musikvideo als erstes ausstrahlte.
In den 2000er Jahren ist gewiss, dass Radio weiterhin rezipiert wird, und dass Fernsehen und Radio nebeneinander existieren. Nun stellt sich die Frage, ob das Internet den Platz des Rundfunks als Fenster zur Welt, Informationsvermittler und Unterhaltungsmedium einnehmen wird, oder ob sich die Aufgaben der verschiedenen Medien lediglich verschieben.

 

Vitrine von Anuschaa Angabini, Clemens Haberl, Markus Haberl, Vanessa Lehmann, Mona Moinipour und Ibrahim Tuna.



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Rechte: Public Domain

Serialität

Der Protagonist liegt bewusstlos in einem brennenden Auto, der Arzt hat nach der Untersuchung schlechte Nachrichten zu verkünden, die Wehen setzen plötzlich ein und der Killer ist gerade mit einem weiteren Mord davon gekommen, da rollt plötzlich der Abspann über den Bildschirm – to be continued. Was nun? Blöde Frage, natürlich wird die nächste Episode gestartet!

Der Cliffhanger stellt sich definitiv als einer der mächtigsten erzählerischen Handgriffe heraus und schafft es immer wieder, in seinen Bann zu ziehen und zum Weiterlesen, Weiterhören, Weiterschauen zu verführen: Von Bibelausschnitten in Zeitungen, über einzeln veröffentlichte Romankapitel, Comic-Reihen, Radiohörspiele, Sequels zu diesem und jenem Spielfilm und der Massenproduktion an seriellen Fernseh- und Onlineformaten. Der Cliffhanger dient bereits seit dem 17. Jahrhundert dazu, die Neugier der Menschen und den Wunsch nach Fortsetzung zu nutzen, um das jeweilige Medium unter die Leute zu bringen. Steht der Cliffhanger also im Dienste der medialen Ausbeutung oder ist er Zeichen eines narrativen Genies und zeugt von höchster Erzählqualität? Sind wir purer Manipulation ausgesetzt und werden ausgeliefert an Kommerz und Kapital, oder ist es... – to be continued.

 

Vitrine von Melanie Jansen, Julian Schmelcher und Elen Schmidt



Bild: Foto von Clint Adair | Quelle und Rechte: www.unsplash.com

Netzwerke

Wenn wir heute das Wort „Netzwerke“ hören, denken wir sofort an Facebook, Twitter, Youtube, Instagram oder Whatsapp – an soziale Netzwerke eben. Dabei bezeichnet der Begriff „Netzwerk“ eigentlich nur eine bestimmte Struktur, bei der viele verschiedene Elemente (Knoten) über Verbindungen (Kanten) miteinander in Beziehung stehen. Über die Netzwerke der Stadtwerke fließen Strom und Gas, neuronale Netze in unseren Körpern übertragen Nervenimpulse und in der Lieblingskneipe im Veedel werden Klatsch und Tratsch über den Freundeskreis gestreut. Die Vitrine soll Netzwerke als dreidimensionale Strukturen sichtbar machen. Strukturen, wie sie schon vor der Erfindung des Internets funktioniert haben, aber erst mit der Etablierung des Mediums „World Wide Web“ als Netzwerke ansprechbar werden.

Bei seinem Aufkommen in den 70er Jahren wurde das Internet von Geeks der DoItYourself- Bewegung (Grassroot) als demokratischer und freier Gestaltungsraum gefeiert. Neben unbändigem Wachstum schrieb der Wandel hin zum Web 2.0 dessen Geschichte fort. Die Vitrine beleuchtet unter anderem, wie der einst so freiheitlich konzipierte Raum mehr und mehr kommerzialisiert und monopolisiert wurde. Dabei wird auch das aktuell aufkommende „Internet der Dinge“ betrachtet – eine Infrastruktur, mit der nun nicht mehr nur "Freunde" und Familien untereinander oder mit Fremden, sondern auch mit ihren Kühlschränken und Staubsaugern kommunizieren können.

Das „Netzwerk“, wie die Vitrine es ausstellt, ist im 20. Jahrhundert zu einer wirksamen medialen Metapher aufgestiegen, mit der Organisationsstrukturen beschrieben werden und sich selbst beschreiben. Klassische lineare Informationsstrukturen lösen sich auf, jeder ist Sender und Empfänger gleichermaßen. Dabei spielen die physischen Grundlagen der oftmals als immateriell gedachten Netzarchitektur eine wichtige Rolle für Ängste und Hoffnungen, Politik und Ästhetik des Netzwerks – eine Rolle, die oft unterschätzt wird.

 

Vitrine von Katharina Kremser, Elisa May und Alina Valjent.



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Games und Digitalkultur

Videospiele sind heutzutage weit verbreitet. Doch seit wann gibt es sie und wie waren sie anfangs beschaffen? Was für Chancen, aber auch Gefahren bringen sie mit sich? Wie sind sie mittlerweile in der Öffentlichkeit vertreten? All diese Fragen werden im Rahmen der Ausstellung angerissen.

Auf drei Ebenen werden technische Entwicklung (Hardware und Grafik), Hoffnungen und Ängste und das Thema Vernetzung behandelt.

Erste Ebene: Technischen Fortschritt findet man auf vielen Etappen der Videospielentwicklung. Mit Schwerpunkt auf Hardware und Grafik präsentiert diese Stufe einige Hardware – Exponate. Ebenso werden auch grafische Fortschritte spielerisch dargestellt. Kenner und Nichtkenner bekommen einen Rundumblick auf die verschiedenen Stationen der Games – Evolution.

Zweite Ebene: Ein weiterer wichtiger Punkt sind die allgegenwärtigen Ängste, die mit Videospielen verbunden werden. Hier werden Ihnen einige bekannte Theorien vorgestellt und erläutert. Führen Games zu Fehlverhalten von Kindern und Jugendlichen? Lässt sich aggressives Verhalten auf eine zu intensive Spielkultur zurückführen? Kurze Ausschnitte zuverlässiger Fachliteratur unterstützen eine Pro und Kontra Argumentation in dieser Fragestellung.

Dritte Ebene: Mit welchen Hoffnungen sind Games verbunden? Vernetzung, sozialer Austausch und Interaktivität. Games führen Menschen also auch zusammen und stärken die Kommunikation. Ein passendes Beispiel dafür ist die Gamescom. Steigende Besucherzahlen und immer mehr Aussteller sprechen für die Qualität und Popularität der weltweit größten Messe für interaktive Unterhaltung. Weitere Massenevents sind die Meisterschaften der E-Sportler. Games und die aus ihnen heraus entstandene Kultur legen sich wie ein Netz um den Globus.

Wir schaffen den Überblick, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann.

 

Vitrine von Elena Hurt und Tatjana Urban.